Friedrich Cerha

Bruchstück, geträumt

Titel
Bruchstück, geträumt
Untertitel
für Ensemble
Category
Ensemble/Kammerorchester
Ensemble
Dauer
15:00
Anzahl Mitwirkende
15
Besetzung
0 · 0 · 0 · 0 - 2 · 0 · 1 · 0 - Hfe. · Klav. - S. (3 Spieler) - Str. (4 · 0 · 2 · 1 · 0)
Entstehung
2009
Uraufführung
2010-04-23
Witten · Klangforum Wien · Dir.: Stefan Asbury
Zusatz
Auftraggeber: Klangforum Wien
Auftraggeber
Klangforum Wien
Kommentare des Komponisten zum Werk

Gewöhnlich trage ich musikalische Vorstellungen lange mit mir herum, ehe sie zum „Stück“ werden. Freilich besteht dadurch die Gefahr, dass sie sich abnützen, an Spontaneität verlieren, dass Gewohntes Raum gewinnt. Deshalb schätze ich in den letzten Jahren das direkte in mich Hineinfallen oder vielleicht das aus mir Herausfallen von Klängen – hier wie im Traum oder besser im Halbtraum: Ein Klang, der nie aufhört, der hohe Töne bevorzugt, die ich nicht mehr so höre wie in meiner Jugend. Dahinter vielleicht die alte Sehnsucht des Menschen nach Überwindung der Zeit, nach Ewigkeit; wobei die Abhängigkeit unseres Musizierens von der unerbittlichen Zeit das Stück immer nur zum Ausschnitt macht – eben zum Bruchstück.

Der Titel sagt schon viel. Die Dynamik des Stückes geht selten über das pianissimo hinaus. Die Bewegungselemente sind stark reduziert. Es ist wie im Traum: man versucht, sich weiterzubewegen; vermag es aber nicht. Die Musik tastet sich wie blind voran. Das Stück ist ein einziges hohes Lob der Langsamkeit, ein seltsamer Fremdkörper in unserer hektischen Welt. Und immer wieder das Ticken der verrinnenden Zeit, in unterschiedlichen Geschwindigkeiten, Vergänglichkeit – sogar im Traum.

Friedrich Cerha

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