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Im Rahmen des Abschlusskonzerts der Donaueschinger Musiktage bringen die Neuen Vocalsolisten und das SWR Symphonieorchester unter Vimbayi Kaziboni am 20. Oktober Chaya Czernowins Werk Unforeseen dusk: bones into wings zur Uraufführung.
Vom Leben in Situationen katastrophaler Aussichtslosigkeit hin zur Intimität der Liebe: Mit ihrer neuen Oper Heart Chamber vollzieht Chaya Czernowin einen großen thematischen Schwenk weg von den Fragen, die sie in ihrem letzten Musiktheaterwerk umtrieben.
Chaya Czernowin spricht über ihren künstlerischen Werdegang und ihr 2017 entstandenes Cellokonzert.
Chaya Czernowin, Komposition
„Chaya Czernowin ist eine der bedeutendsten lebenden Komponistinnen. Ihr Werk ist vielfältig und groß, ihre Musiksprache radikal und eigen. Ihre vier Opern sind wie Schockwellen für die Gattung. Existenziel-le Themen macht sie mit ihren Kompositionen für das Publikum erlebbar und spürbar. Wie keine andere schafft sie es, sich immer weiterzuentwickeln, Neues zu suchen und dabei zugleich einen roten Faden durch all ihre Werke zu ziehen.“ Jury Deutscher Musikautor*innenpreis 2022
Seit den 1990er Jahren hat Chaya Czernowin vier Opern und eine Vielzahl von Orchester- und Kammermusikwerken mit und ohne Elektronik geschrieben, die weltweit aufgeführt wurden. 2005/6 war sie Composer-in-Residence bei den Salzburger Festspielen, 2013 beim Lucerne Festival und 2021 beim Huddersfield Festival. Sie unterrichtete Komposition an der University of California San Diego, ehe sie, als erste Frau, auf eine Professur an die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien berufen wurde. 2009 folgte der Ruf an die Harvard University, wo sie weiterhin als Walter Bigelow Rosen Professorin für Musik lehrt.
Chaya Czernowins Werke schaffen eine sich fortspinnende Klangerfahrung, die multisensorisch ist und Zugang zu verborgenen, fremden und ungewohnten Bereichen der Existenz bietet. Nichts ist selbstverständlich, und das Risiko dient als Chance für unvorhersehbares Wachstum und Vitalität.
Zu ihren wichtigsten Werken gehören Maim (2001-2007) für großes Orchester, Solisten und Elektronik, The Quiet (2010) für großes Orchester, HIDDEN (2013/14) für Streichquartett und Elektronik, der Zyklus Winter Songs I-V (2002-2014), der Zyklus Fast Darkness I-III (2020-2022), die Opern Pnima... ins Innere (Münchener Biennale 2000), Infinite Now (in Zusammenarbeit mit dem IRCAM aufgeführt 2017 an der Vlaamse Opera Gent sowie in Antwerpen, der Philharmonie de Paris und der Oper Mannheim) und Heart Chamber (Deutsche Oper Berlin 2019). Zu den jüngsten großen Werken gehören The Fabrication of Light (2020), Atara (2021), Immaterial (2022) und Seltene Erde (2023).
Das Unterrichten ist ein wichtiger Teil von Chaya Czernowins Arbeit. Zu ihren Schüler:innen zählen viele der aktivsten Komponist:innen der jüngeren und mittleren Generation. Gemeinsam mit Jean Baptist Joly und ihrem Ehemann, dem Komponisten Steven Kazuo Takasugi, gründete sie die die Internationale Meisterklasse für junge Komponisten der Akademie Schloss Solitude (2003-2018). Außerdem unterrichtete sie wiederholt bei den Darmstädter Ferienkursen und dem Festival Klangspuren Schwaz.
Chaya Czernowin hat eine Vielzahl an Auszeichnungen erhalten, darunter den Kranichsteiner Musikpreis (1992), den Förderpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung (2003), den Rockefeller Foundation Prize (2004), den Fromm Foundation Award (2008), den Guggenheim Fellowship Award (2011) und den Heidelberger Künstlerinnenpreis (2016). Ihre beiden Opern Pnima (2000) und Infinite Now (2017) wurden von internationalen Kritikern der Zeitschrift Opernwelt zu den besten Uraufführungen des Jahres gewählt. Ihre CD The Quiet wurde mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. Sie ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin und der Akademie der Schönen Künste München und Boardmitglied der Europäischen Musiktheater-Akademie.
Saison 2024/25
Wir bitten Sie, diese Biografie unverändert abzudrucken. Auslassungen und Veränderungen sind nur nach Rücksprache mit dem Management gestattet.
Eine Liste aller Werke von Chaya Czernowin finden Sie auf der Internetseite des Schott Verlags.
„Chaya Czernowin ist eine der bedeutendsten lebenden Komponistinnen. Ihr Werk ist vielfältig und groß, ihre Musiksprache radikal und eigen. Ihre vier Opern sind wie Schockwellen für die Gattung. Existenzielle Themen macht sie mit ihren Kompositionen für das Publikum erlebbar und spürbar. Wie keine andere schafft sie es, sich immer weiterzuentwickeln, Neues zu suchen und dabei zugleich einen roten Faden durch all ihre Werke zu ziehen.“
Deutscher Musikautor*innenpreis, Die Jury über Chaya Czernowin, 24.03.2022
"Wohl kaum ein lebender Komponist, eine lebende Komponistin untermauert Goethes Credo, Musik sei flüssige Architektur, besser als Czernowin."
The Guardian, Hugh Morris, 22.11.2021
"...sie lässt seit Jahrzehnten Orchestern und Sänger:innen ihre eigene Musiksprache zufließen, in der sie sich an einer unmöglichen Aufgabe versucht: die Empfindlichkeit des Gehäuteten mit der analytischen Präzision des Chirurgen zu vereinen. (...) Als Künstlerin integriert sie das Ereignis [den Tod von George Floyd], seine verurteilte Atmung, die Worte, das Leiden des Mannes – und das der Frau [die den Vorfall gefilmt hat] – in ihre Musik, ein 55minütiges Denkmal für den letzten Atemzug von Floyd, dem Schwarzen, unterdrückt durch die zusammengequetschte Brust, für den Atemstillstand (ja) und für diese Pandemie, die plötzlich alles auf den Kopf stellte, aber alles (Dinge, Herausforderungen, Todesfälle) unverändert ließ – unsere Gewohnheiten sind tief verankert, einfach – und die Worte sind die der Chorsänger:innen, aus ihrer von der Epidemie betroffenen Welt."
Crescendo Magazine, Bernard Vincken, 26.10.2021
"Chaya Czernowin ist eine wichtige, unverwechselbare Stimme der Neuen Musik auf beiden Seiten des Atlantiks."
The Guardian, Andrew Clements, 18.03.2021
„Die Stärke von "Heart Chamber" ist Chaya Czernowins märchenhaft raffinierte, präzise notierte Partitur, diktiert von einer empfindsamen musikalischen Fantasie, die sich die Verästelungen im Wachsen und Vergehen der Natur für ihr rauschendes Pandämonium der Klänge und Geräusche ausersehen hat. [...] Wer will und kann, denkt an Luigi Nonos Klangmystik, György Ligetis "Atmosphères"-Cluster oder Helmut Lachenmanns verstörende "Mädchen"-Oper. Die Komponistin triumphiert, auch in Ovationen, nach neunzig pausenlosen Minuten.“
Süddeutsche Zeitung, Wolfgang Schreiber, 17.11.2019
„[…] einem räumlichen Erlebnis, das einem den Atem verschlägt. Instrumente erklingen von Orten, wo nie und nimmer Instrumente sein können; Stimmen kommen aus Richtungen, wo kein Sänger je war. Wer was singt und wo die Grenze zwischen instrumentalem und vokalem Klang verläuft – oft ahnt man es kaum. Allein das Klangerlebnis dieses Abends ist ein Ereignis.“
Die Deutsche Bühne, Detlef Brandenburg, 16.11.2019
„Mit ihrer obertonreichen Musik voller Mikrotöne und einem Sinn fürs Verborgene erschafft Chaya Czernowin eine eigene Welt. Ihre Welt. Ihre Musiksprache. Die von feinsten rhythmischen Verästelungen durchzogen ist und in der die Komponistin Stille auslotet, in ihren verschiedensten farblichen und geräuschhaften Abstufungen. Eine Musik, die einem innere Ruhe gibt.“
BR Klassik CD-Tipp, Kristin Amme, 18.12.2017
„Man muss sich einlassen auf diese fremde musikalische Sprache, die Hörgewohnheiten negiert, Geräusche emanzipiert und immer zerbrechlich bleibt. (…) Sie ist mühevoll, herausfordernd und auch ermüdend in ihrer Langsamkeit, kann aber auch bis zur Schmerzgrenze gehen in musikalisch extremen Momenten, wenn die hohen Frequenzen zum Tinnitus werden. Dann ist es wieder so still, dass man nur noch den Atem hört – wie im Schützengraben. In diesem unbehausten Terrain kann schon ein einzelner, schlichter Ton von Altus Terry Wey berühren oder eine Gesangslinie von Noa Frenkel Sinn stiften.“
Badischen Zeitung, Georg Rudiger, 24.04.2017
„In der Musik ist bei aller Reduktion des Tonsatzes im Detail unglaublich viel los. Das ist sehr sorgfältig gearbeitet und immer wieder faszinierend, welche Facetten da entstehen.“
Deutschlandradio Kultur, Frieder Reininghaus, 18.04.2017
Chaya Czernowin - Heart Chamber [Official Trailer]
Infinite Now: Komponistin Chaya Czernowin im Portrait (englisch)
Produktionseinblick in »Infinite Now« von Chaya Czernowin
Infinite Now, de Chaya Czernowin
Chaya Czernowin - A Strange Bridge Toward Engagement
Chaya Czernowin - Knights of the Strange (tutti) [w/ score]
Chaya Czernowin - Ayre: Towed through plumes, thicket, asphalt, sawdust... [w/ score]
Chaya Czernowin - Sahaf [w/ score]
Chaya Czernowin - String Quartet [w/ score]
Naxos 2019, 10423573
Inbal Hever, Mezzosopran; JACK QuartetWergo 2017
ICE International Contemporary EnsembleKairos 2017
Werke für OrchesterWergo 2016