begann Mitte der siebziger Jahre seine internationale Karriere als Organist mit einem Repertoire, das von der Renaissance bis zur zeitgenössischen Musik reicht. In den 1980er Jahren war er Mitglied des Ricercar Consort, das sich hauptsächlich der deutschen Barockmusik verschrieb. Seitdem hat er sich weltweit als Organist einen Namen gemacht und zahlreiche Werke uraufgeführt, unter anderem von Philippe Boesmans, Brian Ferneyhough, Betsy Jolas, Xavier Darasse, Jonathan Harvey und Pascal Dusapin. Darüber hinaus wirkt er als Komponist und künstlerischer Leiter wichtiger Musik-Institutionen.
Als Solist tritt Bernard Foccroulle regelmäßig weltweit in den großen Konzertsälen auf, unter anderem in Brüssel, Paris, Luxemburg, Salzburg, Wien, Köln, Essen, Dortmund, Hamburg, Tokio, Seoul, New York, Sydney, Madrid, Turin und Oslo. 2016 hat er zusammen mit anderen prominenten Organisten die neue Orgel in der Pariser Philharmonie eingeweiht. Die Zusammenarbeit mit Künstlern aus anderen Disziplinen bildet einen weiteren wichtigen Aspekt seines Schaffens. Sein erstmals im März 2014 aufgeführtes Multimediaprojekt Darkness and Light, entstanden in Zusammenarbeit mit der australischen Videokünstlerin Lynette Wallworth, stieß bereits in Brüssel, London, Aix-en-Provence, Luxemburg, Sydney, Hamburg, Stavanger, Kawasaki und New York auf begeisterte Resonanz.
2008 erlebte ein mit dem katalanischen Choreographen und Tänzer Salva Sanchis entwickeltes Orgel/Tanz-Projekt seine erfolgreiche Premiere in Toulouse. Bernard Foccroulle konzertiert zudem regelmäßig mit den Cornetto-Virtuosen Jean Tubéry und Lambert Colson. Auch mit dem palästinensischen Oud-Spieler und Sänger Moneim Adwan ist er künstlerisch eng verbunden: Zusammen mit ihm und seiner Tochter, der Sopranistin Alice Foccroulle, präsentierte er 2018 in der Kölner Philharmonie und beim Heidelberger Frühling ein Trio-Programm mit arabischer und europäischer Musik aus Barock und Gegenwart.
Insgesamt umfasst Bernard Foccroulles Diskografie mehr als 40 CD-Aufnahmen. Seine Gesamteinspielung von Dietrich Buxtehudes Orgelwerk wurde mit dem Diapason d’Or ausgezeichnet, ebenso wie das Gesamtwerk für Orgel von Johann Sebastian Bach. Ebenfalls beim Label Ricercar erschien 2014 die Aufnahme des Gesamtwerkes von Matthias Weckmann. Im selben Jahr veröffentlichte Aeon eine Einspielung mit seinen eigenen Orgelwerken.
Als Komponist widmet sich Bernard Foccroulle vor allem der Kammermusik und der Orgelmusik. 2017 kam E vidi quattro stelle für Sopran, Bariton, Bläserquartett, Harfe und Orgel, basierend auf Dantes Purgatorio, im BOZAR Brüssel zur Uraufführung. Weitere Werke umfassen Am Rande der Nacht nach Rilke für Sopran und Orchester, Due nach De Luca für Kammermusikensemble und Quatre Mélodies d’après Verlain für Sopran und Klavier. Zauberland, ein Liederzyklus nach Gedichten von Martin Crimp, wurde im April 2019 am Théâtre des Bouffes du Nord in Paris in einer Inszenierung von Katie Mitchell uraufgeführt.
Bernard Foccroulle ist Professor für Orgel am Conservatoire Royal de Musique in Brüssel und bekam von der Université de Montréal und der Aix-Marseille Université die Ehrendoktorwürde verliehen. Gemeinsam mit Robert Legros und Tzvetan Todorov verfasste er La naissance de l’individu dans l’art (Grasset, 2003). Außerdem hat er zwei auf Interviews basierende Bücher herausgegeben: Entre passion et résistance (Labor, 2005) und Faire vivre l’opéra, un art qui donne sens au monde (Actes Sud, 2018).
Von 1992 bis 2007 war Bernard Foccroulle Direktor des Brüsseler Opernhauses La Monnaie. Er gründete 1993 die Vereinigung „Culture and Democracy“ zur Förderung kultureller Partizi¬pation. Von 2007 bis 2018 war er künstlerischer Leiter des Festivals von Aix-en-Provence. 2017 erhielt er den Leadership Award der International Opera Awards in London.
Saison 2020/21
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