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Eingespielt vom Ensemble Ascolta versammelt das nun beim Label KAIROS erschienene Album Sounds, Archaeologies Kompositionen von Isabel Mundry, die das Hören als aktiven, partizipativen Prozess begreifen.
›Afrodiaspora – Composing While Black‹
Isabel Mundry, Komposition
George E. Lewis, Komposition
Daniele G. Daude, Dramaturgie
Harald Kisiedu, Saxophon
Isabel Mundry, turning around
Ensemble Ascolta
Florian Hölscher, Klavier
Isabel Mundry, Le Corps des cordes
Erik Borgir, Violoncello
Márton Illés, Viz-szin-ter
Alex Hren, Neues Werk
Isabel Mundry, Panorama ciego
Béla Bartók, 'Der wunderbare Mandarin'
Michael Wendeberg, Klavier und Gesamtleitung
Slovenian Philharmonic Orchestra
Isabel Mundrys Werke zeichnen sich durch eine differenzierte Klangsprache aus, in die das Nachdenken über die Bezüge zwischen Zeit, Raum und Wahrnehmung auf vielfältige Weise einfließt. Dabei öffnet sie sich in ihrem Schaffen stets neuen Wegen und unterschiedlichsten Realitätsbezügen, die sie mit ihrer in Timbre, Harmonik und Rhythmik nuancierten Musik erforscht.
Ihr kompositorisches Handwerk erlernte die 1963 in Hessen geborene und in Berlin aufgewachsene Komponistin in Berlin und Frankfurt unter anderem bei Frank Michael Beyer, Gösta Neuwirth und Hans Zender, ergänzt um Studien in Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Philosophie und um einen Kurs für Informatik und Komposition am Pariser IRCAM. Nachdem sie in den 90er Jahren mit Kammermusik sowie mit Ensemble- und Orchesterwerken auf sich aufmerksam gemacht hatte, geriet ihr erstes Musiktheaterwerk 2005 zu einem großen Erfolg: In Ein Atemzug – die Odyssee, an der Deutschen Oper Berlin in der Inszenierung von Reinhild Hoffmann und unter dem Dirigat von Peter Rundel uraufgeführt und vom Magazin Opernwelt als Uraufführung des Jahres ausgezeichnet, beschäftigt sich die Komponistin mit Schichten des Erinnerns und Vergessens. Das Interesse an Verflechtungen von musikalischer Struktur und ihrer räumlichen Präsentation setzt sich auch in Nicht Ich – über das Marionettentheater fort, ein mit dem Tänzer und Choreographen Jörg Weinöhl konzipiertes szenisches Konzert, das mit dem Ensemble Recherche und dem Vokalensemble Zürich beim Kleistfestival in Thun 2011 zur Uraufführung kam und anschließend in Zürich, Basel, Lyon, Düsseldorf und Salzburg gezeigt wurde.
Zu Isabel Mundrys zahlreichen Konzerten für Soloinstrumente und Orchester gehört das 2006 vom Chicago Symphony Orchestra unter Daniel Barenboim uraufgeführte Nocturno, das in der Folge auch von den Staatskapellen Berlin und Dresden, dem RSO Wien und den Hamburger Philharmonikern interpretiert wurde. Ihr Klavierkonzert Ich und Du, uraufgeführt bei den Donaueschinger Musiktagen 2008 mit dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg unter Pierre Boulez, erweiterte sie zu Non-Places, ein Klavierkonzert. Das Werk wurde im Rahmen der Verleihung des Happy New Ears Preises 2013 an Isabel Mundry mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Emilio Pomàrico und Nicolas Hodges am Klavier uraufgeführt und anschließend mit dem Deutschen Musikautorenpreis der GEMA ausgezeichnet.
Unter den Uraufführungen der letzten Dekade finden sich Werke verschiedenster Gattungen mit diversen Inspirationsquellen: In Vogelperspektiven für Ensemble (Uraufführung 2016, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks) vollzieht sie, angeregt durch Gedichte Thomas Klings, Perspektivwechsel zwischen Mensch- und Tierwelt. Zu Fall, uraufgeführt vom Tonhalle Orchester Zürich 2016, geht dem Verhältnis von Aktivität und Passivität nach und installiert dafür als Schattenspiel auf der Bühne ein chaotisch schwingendes Pendel, das passagenweise den Dirigenten dirigiert. In Sounds, Archeologies, 2018 beim Berliner Ultraschall Festival vom Trio Catch uraufgeführt und zuletzt 2023 bei Wien Modern und 2024 beim Musikfest Berlin im Programm, hinterfragt sie die Nähe beziehungsweise Ferne historischer Objekte und kultureller Identitäten. Das 2018 in Donaueschingen vom SWR Vokalensemble uraufgeführte a cappella-Chorstück Mouhanad untersucht, basierend auf einem Interview mit einem geflüchteten Syrer, kulturelle Resonanzen und neue akustische Nachbarschaften.
2020 kam Noli me tangere für Schlagzeug solo und Ensemble gleichzeitig in Paris mit dem Ensemble intercontemporain sowie in Köln mit dem Ensemble Musikfabrik zur Uraufführung. 2022 war Isabel Mundry Artiste étoile des Mozartfests Würzburg, in dessen Rahmen Signaturen für zwei Klaviere, Schlagzeug und Streicher vom GrauSchumacher Piano Duo und dem Ensemble Resonanz aus der Taufe gehoben wurde, gefolgt von Aufführungen bei Wien Modern und an der Elbphilharmonie. Beim Suntory Hall Summer Festival 2022, dessen Theme Composer sie war, brachten Nils Mönkemeyer und das Tokyo Symphony Orchestra unter Michael Wendeberg ihr Violakonzert Gesture zur Uraufführung. 2023 erregte ihre Komposition Invisible große Aufmerksamkeit, eine Raumkonstellation rund um Zugehörigkeit oder Ausgrenzung, uraufgeführt vom Vokalensemble Exaudi und dem Ensemble PHACE beim Festival Wien Modern. Die deutsche Erstaufführung von Invisible war Teil einer umfangreichen Werkschau, die ihr das Musikfest Berlin 2024 widmete. In drei Konzerten kamen unter anderem auch die finalen Fassungen von Figura (Ensemble Musikfabrik, Marco Blaauw und Markus Schwind) und Signaturen (Ensemble Resonanz, GrauSchumacher Piano Duo) zur Uraufführung. Im März 2025 hob das junge Trio E.T.A. an der Elbphilharmonie ein Klaviertrio aus der Taufe, gefolgt von Songlines für Saxofon, Klavier und Schlagwerk für das Trio Abstrakt, das 2025 erstmals am Museo Reina Sofía in Madrid erklang und im Mai 2026 erneut im Wiener Konzerthaus zur Aufführung kommt.
In der laufenden Saison arbeitet Isabel Mundry mehrfach am IRCAM in Vorbereitung ihres neuen Stückes The I’s für Mezzosopran, Ensemble und Elektronik, das im April 2026 bei den Wittener Tagen für neue Kammermusik zur Uraufführung kommt. Das Klangforum Wien unter Elena Schwarz und die Sopranistin Hélène Fauchère bringen das Werk auch im Mai im Wiener Konzerthaus zu Gehör, gefolgt im Juni von der französischen Erstaufführung mit dem Ensemble intercontemporain unter Pierre Bleuse in der Philharmonie de Paris. Ein frühes Werk steht im April in Ljubljana auf dem Programm: Michael Wendeberg interpretiert als Dirigent und Pianist das 2001 entstandene Klavierkonzert Panorama ciego mit dem Slovenian Philharmonic Orchestra. Zuvor ist Isabel Mundry im Herbst 2025 mit einer Reihe von Jurytätigkeiten in die Saison gestartet. Beim Gaudeamus Award und Festival in Utrecht war sie außer als Jurorin auch mit ihrem Stück Sounds, Archeologies vertreteten; zum internationalen Hindemith Violawettbewerb in München steuerte sie eine Komposition als Pflichtstück bei. In der Jury saß sie außerdem beim German Conducting Award des Forum Dirigieren/Deutscher Musikrat und beim Wettbewerb des Festival International de musiques sacrées in Fribourg, in dessen Rahmen auch Noli me tangere erneut zur Aufführung kam. Beim vom Deutschen Symphonie-Orchester Berlin organisierten Symposium Afrodiaspora – Composing While Black hält sie im Dezember einen Vortrag im Musikinstrumenten-Museum Berlin.
Zu den zahlreichen Preisen, mit denen Isabel Mundrys Schaffen gewürdigt wurde, gehören der Kranichsteiner Musikpreis 1996, der Förderpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung 2001 und der Heidelberger Künstlerinnenpreis 2011. 2007/08 war sie erste Capell-Compositrice der Staatskapelle Dresden. Sie ist Mitglied der Akademien der Künste von Berlin und München sowie der Akademie für Wissenschaft und Literatur Mainz. Seit 1998 ist sie immer wieder als Dozentin bei den Darmstädter Ferienkursen zu Gast. Nachdem sie ab 1996 eine Professur an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Frankfurt innehatte, ist sie seit 2004 Professorin für Komposition an der Zürcher Hochschule der Künste und seit 2011 zudem an der Hochschule für Musik und Theater München.
Saison 2025/26
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Eine Liste der Werke von Isabel Mundry finden Sie auf der Internetseite von Breitkopf & Härtel.
„Mit Songlines von Isabel Mundry (1963), ebenfalls eine Uraufführung, konnten die Mitglieder des Trios durch das fesselnde Konzept einer anspruchsvollen Komposition zu einer (gewissen) Konventionalität der instrumentalen Klangfarbe zurückkehren. Melodische Linien, die vom Saxophon ausgehen, werden vom Schlagzeug und vom Klavier verdichtet und verfeinert, auf der Suche nach der konstanten Transformation einer nachahmenden Improvisationssprache, die dieses Werk so sehr prägt (im Kern, in seinem gordischen Knoten), interpretiert mit einer Aufmerksamkeit und einer klanglichen Virtuosität, die den Wunsch nach zukünftigen Auftritten des Trio Abstrakt in der spanischen Musiksaison wecken."
Scherzo, Ismael G. Cabral, 29.5.2025 über Songlines
„In ihrer 60-minütigen Schwankenden Zeit lässt sie (…) im Wechsel mit ganz Eigenem auch vertraut-verfremdete Musik von Louis Couperin durch die Instrumente gleiten. Wenn das dann eben schwillt, sich streckt und beugt und zwischendurch ein Windchen weht, vergegenwärtigt sich das Alte ebenso wie das ganz Neue. Die Ohren gehen auf im Dialog. Und das ist dann wirklich mal immersiv.“
van-magazin.de, Albrecht Selge, 18.9.2024
„...die Musik Mundrys, die wohl instinktiv jede allzu einfache Wahrheit, Eindeutigkeit und Festlegung in einem vielstimmigen, komplexen Ganzen aufhebt, in dem die Gegensätze nicht konkurrieren, sondern koexistieren."
Der Tagespiegel, Thomas Wochnik, 8.9.2024
„Im Goldenen Saal [des Musikvereins Wien] führte dann Isabel Mundry mit ihrer neuen Komposition Signaturen eindrücklich vor, dass Klaviere sowohl Saiten- als auch Tasteninstrumente sind. Ganz organisch resonierten die Klänge der im Flügelkorpus gezupften Saiten in den Glissandi der Streicher. Ihre Akkorde schienen ohne Halt, suchend nach Verankerung, den sie in stehenden Tönen fanden. Als das konzentrierte Piano-Duo GrauSchumacher schließlich in die Tasten griff, erzeugte das einen doppelten Effekt: vertraute Klangfarben im vertrauten harmonischen System."
Wiener Zeitung, Marie-Therese Rudolph, 7.11.2022
„Mundrys Klangsprache bemüht die Instrumente (…) zunächst räumlich: Da sind diese mundryschen Gesten, melodische oder klangmalerische Sequenzen, wie Glissandi, die von Instrument zu Instrument wandern, (…) Man hört, wie sich der Klang vom eigenen Sitzplatz weg bewegt, Klangfarbe und Bühnenseite wechselt (…). Und dann ist da die Vielstimmigkeit, die (…) gerade am Disparaten und der Reibung interessiert ist, neugierig darauf, was geschieht, wenn es trotzdem zusammenklingt. Das ist kraftvoll."
„Klanglich bedeutend differenzierter, vielschichtiger und im wahrsten Sinn des Wortes «berührender» gestaltete sich im Abschlusskonzert von Présences die ebenfalls durch das Pariser Spitzenensemble gespielte Uraufführung von Isabel Mundrys Noli me tangere [...].“
Schweizer Musikzeitung, Peter Révai, April 2020
„Die Qualität von Musik macht sich auch daran fest, dass etwas nachklingt, wenn sie verklungen ist. Ein erfüllter Abend.“
Stuttgarter Zeitung, Susanne Beda, 9.10.19
Isabel Mundry: Tous les Mondes, Klaviertrio E.T.A.
Isabel Mundry: Sounds, Archeologies (2018), Trio Catch
Isabel Mundry: Le corps des cordes, Eric-Maria Couturier
Isabel Mundry: Linien, Zeichnungen, Arditti Quartet
Isabel Mundry: Signaturen (2022/24), GrauSchumacher Piano Duo, Johannes Fischer, Ensemble Resonanz, Peter Rundel
Isabel Mundry – The Gesture of Listening (lecture at Wissenschaftskolleg)
Caspar Johannes Walter: Metrische Dissonanzen & Isabel Mundry: Schwankende Zeit
Dirk Rothbrust, Juditha Haeberlin, Musikfabrik, Peter Rundel, Emilio Pomarico
Juni 2018
WER 6867-2
ensemble recherche, Teodoro Anzellotti
Klaus-von-Bismarck-Saal, WDR Funkhaus, Köln
Juli 2007
0012642KAI
Ernesto Molinari, Teodoro Anzellotti, Klangforum Wien, Sylvain Cambreling
Februar 1999
WER 6542-2