Eine Dirigentin der besonderen Ausstrahlung … schlagtechnisch virtuos … bis ins Tänzerische gespannt. … punktgenau gesetzte dynamische und rhythmische Zeichen, bis in rigorose Klangattacken hinein. So erreicht sie Aufführungen von Klarheit und emotionaler Wucht. … eine Tour de force orchestraler und dirigentischer Beschlagenheit. (Süddeutsche Zeitung, Wolgang Schreiber, 18.01.2024)
Die in Deutschland lebende taiwanische Dirigentin Lin Liao leitet mit ausgeprägtem Klangsinn und dramaturgischer Gestaltungsgabe Repertoire von der Klassik bis zur Moderne. Eine große Offenheit gegenüber neuen Kunstformen sowie vielfältige Erfahrungen mit spartenübergreifenden Programmen und Projekten prägen dabei ihre Arbeit.
Zum Saisonauftakt 2024/25 leitete Lin Liao das Saisoneröffnungskonzert der Staatsoper Stuttgart und stand damit zum ersten Mal am Pult des Staatsorchesters Stuttgart. Weitere Debüts im Laufe der Spielzeit folgen unter anderem beim Orchestre Philharmonique de Radio France, beim SWR Symphonieorchester Stuttgart, beim Malmö Symphony Orchestra, dem Musikkollegium Winterthur und der Philharmonie Zuidnederland.
Ein Höhepunkt der vergangenen Spielzeiten war Lin Liaos Dirigat anlässlich des 70. Geburtstages von Philippe Manoury. Dessen monumentale Raumklangkomposition Ring brachte sie in der Philharmonie de Paris mit dem Orchestre de Paris zur Aufführung. Zudem leitete sie Konzerte und Produktionen mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, dem Mozarteumorchester Salzburg, dem Festivalorchester des Schleswig-Holstein Musik Festivals, den Bamberger Symphonikern, dem Münchener Kammerorchester, dem Zürcher Kammerorchester, der Basel Sinfonietta sowie dem WDR Sinfonieorchester, mit dessen Mitgliedern sie unter anderem eine multimediale Realisierung von Karlheinz Stockhausens Tierkreis erarbeitete.
Eine besondere Beziehung verbindet Lin Liao mit der Lucerne Festival Academy, die sie unter anderem bei Aufführungen von Karlheinz Stockhausens Gruppen (2007) und Inori (2018) dirigierte. Anlässlich des 70-jährigen Jubiläums der Uraufführung von Pierre Boulez’ Polyphonie X leitete Lin Liao in Luzern auf Einladung von Wolfgang Rihm die erste Wiederaufführung des von Boulez nach der Uraufführung zurückgezogenen Werkes. Darüber hinaus gastiert sie regelmäßig bei renommierten Festivals wie dem Ultraschall Festival Berlin, ManiFeste und Présences in Paris, Musica in Straßburg und den Klangspuren in Schwaz.
Im Bereich der sinfonischen Musik war Lin Liao unter anderem zu Gast beim Rotterdam Philharmonic Orchestra, dem ORF Radio-Sinfonieorchester Wien, dem Beethoven Orchesters Bonn, dem Orquestra Metropolitana de Lisboa, dem National Taiwan Symphony Orchestra und dem Taipei Symphony Orchestra. Zudem engagiert sie sich in Education-Projekten unter anderem regelmäßig am Gewandhaus zu Leipzig. Am Pult von Ensembles war sie unter anderem mit dem Klangforum Wien, dem Asko|Schönberg Ensemble, dem Ensemble Contrechamps, dem Kammerensemble Norbotten NEO, dem Ensemble Modern sowie mit dem Ensemble intercontemporain zu erleben.
Ihr vielseitiges Musiktheater-Repertoire entwickelte sie zuletzt als 1. Kapellmeisterin am Schleswig-Holsteinischen Landestheater und zuvor in Engagements in Chemnitz und Wittenberg sowie als Gast an der Deutschen Oper am Rhein, am Wiener Operntheater und am Theater Krefeld/Mönchengladbach. Unter anderem dirigierte sie Tiefland, Hänsel und Gretel, Die Entführung aus dem Serail, Madame Butterfly, La Cenerentola, La Traviata, Don Carlos und Die Fledermaus. 2008 leitete Lin Liao in Taipeh die Uraufführung der Oper The Peach BlossomFan von Chang-Fa Yiu, besetzt mit einem Vokal- und Instrumentalensemble der Peking-Oper und einem westlichen Sinfonieorchester. 2013 folgte in Budapest die Uraufführung der Kammeroper Out at S.E.A. – eine Gemeinschaftskomposition sechs junger Komponist:innen – mit weiteren Aufführungen in Mailand, Paris, Brüssel und Krakau. Im Sommer 2024 brachte sie in Aarhus und Kopenhagen die neue Oper The Girl with the Hurricane Brain von Laura Bowler unter der Regie von Jude Christian zur Uraufführung.
Ihre Leidenschaft für die Nachwuchsförderung verwirklichte Lin Liao von 2020-22 im Rahmen ihrer Lehrtätigkeit an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig. Zuvor leitete sie am neuen National Kaohsiung Center for the Arts Taiwan die Weiwuying Academy innerhalb der Contemporary Music Platform, deren Ziel die Förderung talentierter taiwanesischer Musiker:innen im Bereich der zeitgenössischen Musik ist.
Lin Liao studierte Komposition und Klavier an der Taipei National University of the Arts und schloss anschließend ihr Dirigierstudium an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien mit Auszeichnung ab. Weitere künstlerische Impulse bekam sie bei Meisterkursen unter anderem mit Bernhard Haitink und Leif Segerstam. Pierre Boulez und Peter Eötvös erkannten früh die Qualitäten der jungen Dirigentin und übertrugen Lin Liao das Dirigat von Stockhausens Gruppen beim Lucerne Festival 2007. Seitdem verband sie eine intensive Zusammenarbeit mit Peter Eötvös, der sie unter anderem 2009 zum Holland Festival einlud: Dort assistierte sie ihm für die Aufführung des Gesamtwerks von Edgar Varèse und leitete Proben mit dem Rotterdam Philharmonic Orchestra und dem Ensemble Asko|Schönberg.
Saison 2024/25
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