Lukas Ligeti vereint in seinen Kompositionen verschiedenste musikalische Traditionen, darunter die europäische Avantgarde, afrikanische Einflüsse, Jazz und den Geist der experimentellen Musikszene New Yorks. Dabei erforscht er musikalische Prozesse, komplexe polymetrische Strukturen und Möglichkeiten interkultureller Zusammenarbeit – viele seiner Werke wurzeln in seiner intensiven Beschäftigung mit der Musik Afrikas. Selbst gefragt als Perkussionist im Bereich Jazz und freie Improvisation arbeitet Lukas Ligeti seit langem mit Live-Elektronik und ist daneben Initiator zahlreicher interkultureller Musikprojekte, zu denen auch seine europäisch-afrikanische Gruppe Burkina Electric zählt.
Sein Oeuvre als Komponist reicht von Stücken für Schlagwerk wie Pattern Transformation für vier Marimbaspieler über Ensemblewerke wie Surroundedness oder La parole seule für Mezzosopran und Ensemble, bis hin zur großformatigen Suite for Burkina Electric and Orchestra, uraufgeführt mit dem MDR-Sinfonieorchester und 2021 in einer überarbeiteten Fassung mit dem Brussels Philharmonic interpretiert. Zu seinen Auftraggebern gehören außerdem die Wiener Festwochen, der Österreichische Rundfunk, das Festival NOW!, Bang On A Can, die Tonhalle Düsseldorf, das Moers Festival, das American Composers Orchestra, das Ensemble Modern, Eighth Blackbird und das Kronos Quartet; seine Werke wurden von Solisten wie Håkan Hardenberger und Colin Currie zur Uraufführung gebracht. Präsentiert wurde seine Musik unter anderem vom Pariser Festival d’Automne, Ars Musica in Brüssel und dem Meltdown Festival am Londoner Southbank Centre. An der elektronischen Perkussion gibt er weltweit Solokonzerte. Lukas Ligeti war Artist-in-Residence unter anderem bei Sonoscopia in Porto sowie am POLIN Museum für die Geschichte polnischer Juden in Warschau; eine CD-Aufnahme des dort realisierten Werkes That Which Has Remained... That Which Will Emerge, erschien bei col legno.
Eine ganze Reihe von Werken kam in den letzten Spielzeiten zur Uraufführung: Aquifères wurde 2022 von der Solistin Sofia Gantois (Flöte) und dem Ensemble Hopper in Lüttich aus der Taufe gehoben; das Ensemble Reconsile interpretierte in Wien Actaonella – die amerikanische Erstaufführung folgte 2023 mit dem New Music Network in Philadelphia. In Essen brache das Ensemble BRuCH gemeinsam mit Burkina Electric Égal.., pas pareil.., nonpareil zur Uraufführung. Erweitert um einen zweiten Satz erklang das Werk 2023 beim Moers Festival; außerdem wurde ein Duoprogramm mit dem Pianisten Nicolas Namoradze am Budapest Music Center aus der Taufe gehoben. Beim Aldeburgh Festival und in Huddersfield brachte das Ligeti Quartet 2023 das neue Streichquartett Entasis zu Gehör. Im März 2024 fand die Uraufführung eines weiteren neuen Streichquartetts, Neostasis, durch das Aris Quartett in der Liederhalle in Stuttgart statt. Die Pianistin Shoko Kawasaki hatte das Solo-Klavierwerk Trinity auf einer großen Rezitaltournee mit Stationen in Japan sowie am Gasteig München im Gepäck, und das Amaryllis Quartett sowie das Prometheus Quartet brachten das Streichquartett Moving Houses in deutschen und tschechischen Erstaufführungen zu Gehör. Beim Opera Nova Festival kam im Juni 2024 an der Prager Staatsoper Glaubst du an die Ewigkeit des Lebens? für Mezzosopran, Klavier, Perkussion und Elektronik mit improvisatorischen Elementen zur Uraufführung, eine Reaktion auf Le grand macabre von György Ligeti. Im gleichen Monat präsentierte die Accademia Chigiana in Siena ein Porträtkonzert mit kompositorischen und improvisatorischen Stücken von und mit Lukas Ligeti.
Als künstlerischer Leiter der World New Music Days, die anlässlich des 100jährigen Jubiläums der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik 2023 erstmalig auf dem afrikanischen Kontinent stattfanden, präsentierte Lukas Ligeti in Südafrika ein Festival, das einzigartige Chancen für den kreativen Austausch bot. Im Vorlauf verantwortete er als Ko-Kurator auch das Programm des vielbeachteten Festivals Oluzayo im Rahmen der Konferenz African Futures in Köln. Seine Suite for Burkina Electric and Orchestra erlebte im Zuge dieser Veranstaltungen gleich drei (Erst)Aufführungen in Köln, Johannesburg, Kapstadt sowie, mit der Basel Sinfonietta, im Mai 2024 in Basel.
Lukas Ligeti studierte Komposition und Schlagzeug an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien, wo Erich Urbanner und Kurt Schwertsik zu seinen Lehrern zählten. Daneben erhielt er unter anderem Kompositionsunterricht von George Crumb, Jonathan Harvey und John Zorn. Seit 1998 lebt er teilweise in den USA. Bis 2021 war er als Professor für Komposition, Improvisation und Technologie an der University of California, Irvine tätig. Derzeit pendelt er zwischen Miami und Südafrika, wo er 2020 an der University of the Witwatersrand (Johannesburg) promovierte und eine Honorarprofessur an der University of Pretoria innehat. Er wurde mit einer Vielzahl von Preisen und Stipendien ausgezeichnet, darunter dem CalArts Alpert Award in Music (2010) und dem Förderpreis der Stadt Wien (1990).
Saison 2024/2025
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