Eine Reise durch betörende Klanglandschaften. In A Haunted Landscape treibt George Crumb das Genre der Nachtmusik auf die Spitze. In seinem Werk geht es um rätselhafte „Orte auf dem Planeten Erde, die von einer Aura des Mysteriösen durchdrungen sind" und von uralten Geschichten erzählen, die bis heute unser Bewusstsein prägen. Die Erhabenheit von Landschafts- und Natureindrücken sind es, die Crumbs Landsfrau Augusta Read Thomas in ihrem Orchesterstück Words of the Sea sublim in Szene setzt. Réveil des oiseaux des Franzosen Olivier Messiaen ist gleichsam von der Natur selbst komponiert. Orion von Claude Vivier verweist schließlich schon mit seinem Titel auf den Kosmos, einen immerwährenden Inspirationsquell des kanadischen Komponisten, der davon ausging, dass die "inneren Räume" des Menschen ein Spiegelbild des Alls darstellen.
hr-Sinfonieorchester
INTO THE SKY
Konzept
Réveil des oiseaux stellt gleichzeitig ein virtuoses Klavierkonzert dar, für das uns mit Pierre-Laurent Aimard ein Meisterpianist zur Verfügung steht, der schon als Kind durch die Begegnung mit Messiaen geprägt wurde. Das Werk beruht auf getreuen Transkriptionen von Vogelgesängen, die Messiaen als göttliche Botschaften verehrte. Diese rätselhaften Klänge, die auf unserem Planeten schon lange vor der Ankunft des Menschen heimisch waren, sind zum Auftakt Gegenstand einer Rede des New Yorker Philosophen und Musikers David Rothenberg.
Programm
INTO THE SKY
Montag, 09.05.2022, Philharmonie Berlin, Großer Saal
19:30 Uhr Rede:
David Rothenberg What Birds Sing (auf Englisch)
Pause
20:20 Uhr Konzert:
George Crumb Haunted Landscape (1984)
Augusta Read Thomas Words of the Sea (1995/96)
Olivier Messiaen Réveil des Oiseaux (1953) with Pierre-Laurent Aimard
Claude Vivier Orion (1979)
Pierre-Laurent Aimard Klavier
hr-Sinfonieorchester Frankfurt
Brad Lubman Dirigent
David Rothenberg Philosoph
alle Konzerttermine:
hr-Sendesaal Frankfurt: Do 5.5.22
DeSingel Antwerpen: Fr 6.5.22
Berliner Philharmonie: Mo 9.5.22
Elbphilharmonie Hamburg: Di 10.5.22
Mitwirkende
Brad Lubman
Jeder seiner Auftritte beweist, dass er einer der besten Dirigenten ist, mit einer besonderen Leidenschaft für die Verbreitung zeitgenössischer Musik. (Resmusica)
hr-Sinfonieorchester Frankfurt
Das hr-Sinfonieorchester Frankfurt, wurde 1929 als eines der ersten Rundfunk-Sinfonieorchester Deutschlands gegründet. Es zählt seit Jahrzehnten zu den international führenden Mahler- und Bruckner-Orchestern. Für seine hervorragenden Bläsern, kraftvollen Streicher und seine dynamische Spielkultur berühmt, steht das Orchester des Hessischen Rundfunks mit seinem neuen Chefdirigenten Alain Altinoglu für musikalische Exzellenz sowie für ein interessantes und vielseitiges Repertoire.
Mit innovativen Konzertformaten, vielbeachteten CD-Produktionen und Digitalangeboten, der steten Präsenz in europäischen Musikzentren wie Wien, Salzburg, Madrid oder Paris sowie regelmäßigen Tourneen nach Asien unterstreicht das hr-Sinfonieorchester seine exponierte Position in der europäischen Orchesterlandschaft und genießt als Frankfurt Radio Symphony weltweit einen hervorragenden Ruf.
Bekannt geworden durch die Maßstäbe setzenden Ersteinspielungen der Urfassungen von Bruckners Sinfonien und die erste digitale Gesamtaufnahme aller Mahler-Sinfonien, begründete das hr-Sinfonieorchester eine Tradition in der Interpretation romantischer Literatur, die vom langjährigen Chefdirigenten und heutigen Ehrendirigenten Eliahu Inbal über seine Nachfolger Dmitrij Kitajenko und Hugh Wolff bis hin zur Ära des heutigen »Conductor Laureate« Paavo Järvi und zu Chefdirigent Andrés Orozco-Estrada ausstrahlte, der das Orchester zuletzt sieben Jahre mit großem Erfolg leitete.
Entscheidende Akzente in seinem Engagement für die Tradition wie für die zeitgenössische Musik setzte das Orchester schon mit seinem ersten Chefdirigenten Hans Rosbaud unmittelbar nach der Gründung. Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Wiederaufbau unter Kurt Schröder, Winfried Zillig und Otto Matzerath entwickelte sich das hr-Sinfonieorchester Frankfurt in den 1960er bis 1980er Jahren unter Dean Dixon und Eliahu Inbal schließlich zu einem Orchester von internationalem Format mit Gastspielen in aller Welt und wichtigen, vielfach ausgezeichneten Schallplatten- und CD-Editionen.
Pierre-Laurent Aimard, Klavier
Pierre-Laurent Aimard gilt als Schlüsselfigur im Musikleben unserer Zeit. Er hat eng mit vielen führenden Komponist*innen zusammengearbeitet, darunter György Ligeti, dessen gesamte Klavierwerke er eingespielt hat. Seine Interpretationen der Musik von Karlheinz Stockhausen, George Benjamin und Pierre Boulez basieren auf einem intensiven Austausch mit diesen Komponisten. Pierre Boulez ernannte Aimard im Alter von 19 Jahren zum ersten Solo-Pianisten des Ensemble intercontemporain. Von The Guardian wurde als „einer der besten Messiaen-Interpreten überhaupt“ gepriesen. Der Pianist stand in enger Verbindung mit Olivier Messiaen selbst und mit Yvonne Loriod, bei der er am Pariser Konservatorium studierte.
In der Saison 2021/22 setzt er seine internationale Tournee fort und arbeitet eng mit den führenden Orchestern und Dirigent*innen zusammen, darunter die Münchner Philharmoniker / Kent Nagano, das Philharmonia Orchestra / Pablo Heras-Casado, das hr-Sinfonieorchester / Alain Altinoglu, die Wiener Symphoniker / David Afkham und die San Francisco Symphony / Esa-Pekka Salonen, mit denen er Béla Bartóks Klavierkonzerte Nr. 1 und 3 aufnehmen wird.
In Recitals und Kammermusikprojekten setzt sich Aimard weiterhin für zeitgenössische Komponist*innen ein und führt in dieser Saison Werke von Klaus Ospald und Mark Andre auf. Außerdem wird er Messiaens „Vingt Regards“ in der Philharmonie de Paris und im Concertgebouw Amsterdam spielen und mit den Instrumentalisten Mark Simpson und Jean-Guihen Queyras im Trio Werke von Lachenmann im Auditorio Nacional de Música und der Elbphilharmonie interpretieren.
David Rothenberg, Musiker/Philosoph-Naturalist
Der Musiker und Philosoph David Rothenberg schreibt seit vielen Jahren über die Beziehung zwischen Mensch und Natur. Er ist der Autor des Buches Why Birds Sing über das Musizieren mit Vögeln, das auch in England, Italien, Spanien, Taiwan, China, Korea und Deutschland veröffentlicht und als BBC-TV-Dokumentation verfilmt wurde. Sein nächstes Buch, Thousand Mile Song, handelt vom Musizieren mit Walen. Daraus wurde ein Film für das französische Fernsehen. Weitere Bücher sind Bug Music über Insekten und Nightingales in Berlin, über eine ganz besondere Vogelart und die Menschen, die mit ihnen musizieren, woraus der unabhängige Dokumentarfilm Nightingales in Berlin entstand.
Als Komponist und Jazzklarinettist hat Rothenberg sechzehn CDs unter seinem eigenen Namen herausgebracht und mit Stars wie Pauline Oliveros, Peter Gabriel, Ray Phiri, Suzanne Vega, Scanner, Elliott Sharp, Umru, Iva Bittová und dem Karnataka College of Percussion musiziert bzw. Aufnahmen gemacht.
Rothenberg ist Professor für Philosophie und Musik am New Jersey Institute of Technology.