Nach einer traditionell inszenierten Dinnerszene folgen wir Don Giovanni in die Hölle.
Teils Opernfiktion, die Mozarts Figur beim Abtauchen in die Unterwelt der Oper begleitet, teils Koma-Traum, der sich im Kopf eines Opernsängers abspielt, nachdem er sich den Kopf an der Falltür gestoßen hat.
Don Giovanni's Inferno
Termine
18:00 UhrDiMenna Center for Classical Music New York
Simon Steen-Andersen, Asthma
Simon Steen-Andersen, Black Box Music
Simon Steen-Andersen, Komposition
Adam Rosenblatt, Schlagzeug
Ensemble Dal Niente
21:00 UhrMunicipal Hall Trento
Simon Steen-Andersen, Study for String Instrument #2
Simon Steen-Andersen, Next to Beside Besides #6a
Simon Steen-Andersen, Komposition
Collettivo 21, Ensemble
Konzept
In der Opernhölle reisen wir unter der Führung des Opernteufels Polystopheles durch 400 Jahre Operngeschichte, bestehend aus allen historischen Mephistophelesen, Plutos und Teufeln in Begleitung aller Dämonen, Verdammten, bösen und anderweitig höllischen Figuren des Repertoires. Wir durchqueren auch die verborgenen und dunklen Bereiche des Opernhauses mit Hilfe von Videoexkursionen, bei denen Bilder der Bereiche außerhalb der Bühne als virtuelle Bühnenbilder verwendet werden.
In der Opernhölle werden die verdammten und bösen Charaktere der „contrapasso“, auch bekannt als „poetische Gerechtigkeit“ (mit Grüßen an Dante), ausgesetzt, d.h. Bestrafungen, die auf den Verbrechen basieren, die sie in ihren Opern begangen haben. Diese Bestrafungen sind stets musikalischer Natur und dienen sowohl der Unterhaltung der Bevölkerung als auch dem Vorspielen und den Proben für eine große Show, die der Opernteufel, der auch die Rolle des diktatorischen Dirigenten und Regisseurs übernimmt, auf die Beine stellt.
Die Musik und der Text stammen aus ca. 30 historischen Opern aus der Zeit von 1600 bis 1927. Die ursprüngliche Musik ist (größtenteils) wiedererkennbar, wird jedoch verzerrt und erhält durch Änderungen in Register, Stil, Kontext und Funktion eine neue Bedeutung.
Ein Abend mit entstellten Klassikern, Opern-Meta, gebrochenen Klischees, cineastischer Postapokalypse, höllischen Außenseitern, auf den Kopf gestellten Arien, Gender-Bending, Waterboarding, musikalischer Bestrafung, gehemmtem Gesang, mechanischen Vorrichtungen, schleifender Bühnenmechanik, Licht und Rauch. Mit anderen Worten: eine Komödie!
Mitwirkende
Simon Steen-Andersen
Simon Steen-Andersen gehört zu den Pionieren einer Generation von Komponist:innen, die seit der Jahrtausendwende die Welt um sich herum in ihre Musik einbeziehen und ihr eine extrovertiertere und zeitgemäße Ausdrucksform geben. In seiner Musik ist die Grundidee immer unmittelbar präsent und ohne Vorbedingungen erlebbar. Gleichzeitig verleiht die gründliche und fantasievolle Erkundung dieser Idee den Werken eine Tiefe und Komplexität, die das Publikum während der Aufführung gefangen hält. Orchestermusik, Videokunst, Choreografie, Performance, Musiktheater und Installation verbinden sich mit Elementen und Spielästhetik der Popkultur – kein Material ist dabei zu fein oder zu profan, um nicht sorgfältig bearbeitet, auseinandergenommen und neu zusammengesetzt zu werden.
ICTUS
Gerrit Nulens (Schlagzeug), Tom Pauwels (E-Gitarre), Eva Reiter (Viola da gamba), Susana Santos Silva (Trompete), Michael Schmid (Flöte)
Ictus ist ein in Brüssel beheimatetes Ensemble für zeitgenössische Musik, das 1994 als Live-Band der Tanzkompanie Rosas gegründet wurde. Entstanden zu einer Zeit, als Ensembles noch als Mini-Orchester mit virtuosen Solisten gesehen wurden, ist Ictus heute ein Kollektiv kreativer Musiker, die sich mit experimenteller Musik im weitesten Sinne beschäftigt: geschriebene Musik, Klangkunst, Improvisation und Elektronik. Ictus ist eine von Künstlern getragene Struktur, die aus etwa 30 Personen besteht und sich auf drei Generationen verteilt. Die Band ist sowohl ein regelmäßiger Partner zahlreicher Kuratoren, Choreographen als auch großer Gruppen wie der Brüsseler Philharmoniker und des Collegium Vocale Gent, entwickelt aber gleichzeitig auch eigene Projekte in verschiedenen Formaten - von intim bis monumental. Die Arbeit von Ictus ist auf einem Youtube-Kanal sowie in einem umfangreichen Web-Archiv, ictus.be, mit fast 300 dokumentierten Projekten verfügbar. Ictus führt ein fortgeschrittenes Masterprogramm für junge Musiker mit der School of Arts Gent durch.
The Royal Danish Theatre
Prämiere am 20. April 2024
Bassem Samir Akiki (Dirigent)
Fanny Soyer (Sopran), Siphokazi Molteno (Mezzo-Sopran), Cody Quattlebaum (Bariton), Damien Pass (Bassbariton), Fredrik Bjellsäter (Tenor), Geoffroy Buffière (Bass)
Thibaut Welchlin (Kostüme), Johanne Holten (Regieassistenz), Hannah Deutschle (Assistenz Bühnenbild), Romain Muller (Assistenz Tontechnik)
Chor und Orchester des Royal Danish Theater
Opéra national du Rhin
Prämiere am 16. September 2023
Bassem Samir Akiki (Dirigent) , Hendrik Haas (Chorleiter des Chores der Opera national du Rhin)
Christophe Gay (Bariton), Senta Sandrine (Sopran), Julia Deit-Ferrand (Mezzo-Sopran), François Rougier (Tenor), Damien Pass (Bassbariton), Geoffroy Buffière (Bass)
Thibaut Welchlin (Kostüme), Johanne Holten (Regieassistenz), Hannah Deutschle (Assistenz Bühnenbild), Romain Muller (Tontechnik), Franck Brigel (Assistenz Licht), Peter Tinning (Assistenz Video), Kim Ranfelt (Assitenz Ton und Video)
Orchestre philharmonique de Strasbourg, Chœur de l’Opéra national du Rhin
Resonanz
„Ein Remix der Operngeschichte wurde in eine Höllenfahrt und zugleich in eine Vision der Oper der Zukunft verwandelt. Genregrenzen wurden aufgelöst, während große Gefühle, existenzielle Überlegungen und Zweifel bewahrt blieben. Ist ein Teufel in Wirklichkeit gut, weil er das Böse bestraft?"
Reumert-Preis für Oper des Jahres 2024
„Simon Steen-Andersen hat sich nicht einschränken lassen. In Don Juans Inferno wird das Genre der Oper in den schweren und opulenten Mauern des Nationaltheaters regelrecht zerfetzt. Hierarchische Machtstrukturen werden in Frage gestellt, unausgesprochene Narrative werden bewusst gemacht und auf den Kopf gestellt. Die Sättigung des Werks macht einen fast schwindlig. Es ist komplex und chaotisch und doch seltsam präzise. Konzept, Neukomposition und Inszenierung stammen von einem Künstler, der zeigt, wie interdisziplinäre und multimediale Oper im 21. Jahrhundert aussehen kann. Es ist eine kühne Aufführung von exzessivem Einfallsreichtum. Eine groteske und höchst unterhaltsame Opern auf Speed. Auf geht's!"
Seismograf, Marie-Louise Zervides, 26.4.2024 - über Don Giovanni’s Inferno
„Es ist ein höllischer Spaß vor dem sich kein Opernfreund fürchten muss. Da mit Kopenhagen koproduziert wurde, ist ein Wiederholungsfall dieses Opernvergnügens schon gesichert. Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn es dabei bliebe.“
Joachim Lange, Neue Musik Zeitung, 21.9.2023 - über Don Giovanni’s Inferno
„Das alles könnte von einer künstlichen Intelligenz zusammengestellt worden sein, mag man sich wundern, aber das Ergebnis ist menschlich, wenn nicht sogar allzu menschlich, und es ist spannend, verblüffend und verdammt intellektuell. Es ist wirklich teuflisch, weil es so unendlich clever ist...“
Forum Opera, 18.9.2023 - über Don Giovanni’s Inferno
„All das könnte in Klamauk ausarten, tut es aber nicht. Es ist vielmehr eine ernsthafte, mit Lust am Spiel und mit großer Hingabe erarbeitete Liebeserklärung an eine so oft totgesagte Gattung.“
Dagmar Gilcher, Rheinpfalz - über Don Giovanni’s Inferno
"Ob Liebhaber von innovativen und experimentellen Werken oder Wiederentdecker von vergessenen Arien, jeder in diesem Publikum scheint an diesem Abend auf seine Kosten gekommen zu sein."
Olyrix, 16/09/23 - über Don Giovanni’s Inferno