Toshio Hosokawas kurze Kammeroper Futari Shizuka versetzt den historischen Stoff des berühmten Noh-Theaterstücks Die zwei Shizukas in unsere Zeit. Das von Oriza Hirata konzipierte Libretto wird auf Japanisch und Englisch gesungen. Helen (Sopran), eine Migrantin, findet sich verloren an einem Strand wieder, wo sie auf eine andere Frau trifft: den Geist der seit neun Jahrhunderten im Schnee verschollenen Lady Shizuka. Sie teilen ein durch die Kriege der Männer verursachtes tragisches Schicksal. Doch ihre Begegnung verändert ihren weiteren Werdegang. Dies ist die ungewöhnliche Vorgeschichte des kathartischen, transhistorischen Stückes, das die Regeln des Noh-Theaters mit denen der zeitgenössischen lyrischen Oper vermischt. Den Part der Lady Shizuka hat Toshio Hosokawa speziell für die japanische Noh-Darstellerin Ryoko Aoki komponiert.
Futari Shizuka
The Maiden From the Sea
Konzept
Futari Shizuka wurde vom Ensemble Intercontemporain in Auftrag gegeben und im Dezember 2017 in der Cité de la musique mit Matthias Pintscher als Dirigent uraufgeführt. Die Inszenierung von Thomas Israël wurde erstmals in Korea beim Tongyeong International Music Festival 2019 gezeigt, mit Shiyeon Sung als Dirigentin und Ryoko Aoki (Ghost of Lady Shizuka) und Sarah Wegener (Helen) in den Hauptrollen.
Für Futari Shizuka ist dem in Brüssel lebenden Multimedia-Künstler und Theaterregisseur Thomas Israël mit ungemein suggestiven Bildern ein Gesamtkunstwerk gelungen, das unterschiedlichen Räumen variabel angepasst werden kann.
Programm
Futari Shizuka - The Maiden from the Sea
Oper in einem Akt
Komponist: Toshio Hosokawa
Libretto: Oriza Hirata
Regisseur (Bühnen- und Video-Design): Thomas Israel
Aufführungsdauer: 45 Minuten
Musikverlag: Schott Music Co. Ltd., Tokyo
Noh-Darstellerin (Geist): Ryoko Aoki
Sopran (Helen): Sarah Wegener
Dirigentin: Shiyeon Sung
Kammerorchester
Mitwirkende
Ryoko Aoki
Ryoko Aoki hat im Bereich des Noh-Theaters als weibliche Sängerin und Darstellerin eine einzigartige Position inne: Sie wirkt nicht nur bei Aufführungen traditionell männlichen Darstellern vorbehaltener Noh-Werke mit, sondern ist auch eine Pionierin künstlerischer Formen, die Utai – traditionelle Noh-Rezitation – mit zeitgenössischer Musik kombinieren. An die 60 Werke wurden bereits für sie geschrieben, unter anderem von Peter Eötvös, Toshio Hosokawa, Stefano Gervasoni, José María Sánchez-Verdú und Oliver Schneller.
Thomas Israël
Der Multimedia-Künstler, Thomas Israël (1975), lebt in Brüssel. Mit seinen Installationen und Video-Produktionen schafft er immersive und interaktive Werke, die sich mit gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen, dem Körper, der Zeit und dem Unterbewußtsein. Seine Arbeit basiert auf zeitgenössischem Theater und ist von seinem ungewöhnlichen, transdisziplinären Umgang mit digitaler Kunst geprägt. Als Theaterregisseur und Video-Designer arbeitet er an verschiedenen Opernhäusern, wie z. B. der Oper von Bordeaux, der Oper von Tokio, dem Theater Impérial de Compiegne, dem Theater de l'Athene in Paris und dem Charlerois-Danse und Varia-Theater.
Seine erste Aufführung im Bereich Body-Mapping, Skinstrap, wurde beim renommierten Japan Media Art Festival 2013 mit einem Preis ausgezeichnet.
Seine Arbeit wurde im MoMA in New York, in der Society for Arts and Technology in Montreal, im Musée des Abattoirs in Toulouse und seit 2005 auf vielen Festivals, Messen, Galerien und Museen auf der ganzen Welt gezeigt. Als Künstler wird er von der Galerie Charlot in Paris & Tel-Aviv vertreten.