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Die Aufnahme von Ondřej Adámeks Kompositionen Where are You? und Follow me mit Magdalena Kožená, Isabelle Faust sowie dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Peter Rundel und Sir Simon Rattle hat den renommierten italienischen Kritikerpreis Premio Abbiati del Disco erhalten.
„Er meidet romantisches Pathos genauso wie esoterisch versponnene L`art-pour-l`art-Gespinste. So bleibt Adámeks Musik in jedem Moment verständlich und zielgerichtet.“ - Süddeutsche Zeitung, März 2021
Der Komponist und Dirigent Ondřej Adámek entwickelt eine musikalische Sprache, die sich im Dialog mit entfernteren Kulturen entfaltet. Direktheit und fein ausgeformte Ausdrucksmomente mit kunstvoll komponierten Klangfarben charakterisieren dabei seine Werke, die Orchester-, Kammer-, Vokal- und elektroakustische Musik umfassen. Geboren 1979 in Prag, studierte Ondřej Adámek Komposition an der Musikakademie in Prag und am Konservatorium in Paris. 2010 kam er als Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD nach Berlin, wo er seitdem lebt. Während längerer Aufenthalte in Frankreich, Afrika, Spanien, Japan, Indien und Italien tauchte er in die Musikkulturen dieser Länder ein, die seine eigene Musik in der Folge immer wieder prägten. Auch das Spiel mit Sprache(n) fließt als strukturgebendes Element auf vielfältige Weise ein.
In der aktuellen Saison wird an der Kölner Philharmonie ein Musiktheaterwerk als deutsche Erstaufführung präsentiert, das im Sommer 2024 mit großem Erfolg bei den Bregenzer Festspielen zur Uraufführung gekommen ist: Unmögliche Verbindung/Connection Impossible, entwickelt zusammen mit dem Regisseur und Autor Thomas Fiedler, handelt von Momenten, an denen Kommunikation scheitert und ist gleichzeitig ein Werk, das in einem intensiven kommunikativen Prozess entstanden ist. Ondřej Adámek stand dafür in permanentem Austausch mit den Musiker:innen des Ensemble Modern, die das Werk durch ihren Input mitgestalteten. Für den Komponisten ist es die zweite Musiktheater-Uraufführung unter seiner eigenen Leitung innerhalb kurzer Zeit. Erst im Juni 2024 war seine Oper INES, die den Orpheus-Mythos in die Welt nach einer Atomkatastrophe versetzt, an der Oper Köln in einer Inszenierung der Librettistin Katharina Schmitt höchst erfolgreich aus der Taufe gehoben worden.
Mit dem von ihm ins Leben gerufenen Vokalensemble NESEVEN erforscht Ondřej Adámek die Authentizität und Originalität der Stimme ebenso wie szenische Fragen. Die 2018 beim Festival in Aix-en-Provence uraufgeführte a-cappella-Oper Seven Stones, erneut 2022 am Konzerthaus Dortmund gezeigt, war Initialzündung zur Gründung des Ensembles, das seitdem mehrere Werke zur Uraufführung gebracht hat: Man Time Stone Time wurde 2019 in Witten mit dem WDR Sinfonieorchester unter Michael Wendeberg präsentiert und erneut beim Festival Présence mit dem Orchestre de Radio France unter Kent Nagano auf die Bühne gebracht. 2022 stand Adámeks Musiktheater Reaching out als italienische Erstaufführung auf dem Programm der Biennale Musica Venezia, wo es von der Studierendenjury als beste Produktion des Festivals ausgezeichnet wurde; NESEVEN hatte das Werk (Choreographie: Eric Oberdorff) für zwei Tänzer und zwei Schlagzeuger im Mai 2022 in Marseille zur Uraufführung gebracht.
Follow Me, das 2017 vom Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Peter Rundel uraufgeführte Violinkonzert für Isabelle Faust, war auch mit dem Orchestre de Strasbourg beim Festival Musica sowie mit dem Helsinki Philharmonic Orchestra unter Susanna Mälkki zu erleben. Alles klappt für sechs Sänger und zwei Schlagzeuger wurde 2018 mit großem Erfolg auf der Münchener Biennale gezeigt. 2019 tourte das Sheng-Konzert Lost Prayer Book durch Europa, mit Aufführungen im WDR Funkhaus, der Philharmonie de Paris, dem Southbank Centre London sowie in Leicester, Den Bosch und Amsterdam. Der Solist Wu Wei musizierte dabei mit dem Ensemble Musikfabrik unter Leitung des Komponisten, dem ensemble 2e2m unter Pierre Roullier, dem London Philharmonia Orchestra unter Jonathan Stockhammer und dem Ensemble Asko/Schönberg unter Bas Wiegers.
Die Komposition Where are you?, die vom London Symphony Orchestra unter Simon Rattle mit der Sopranistin Magdalena Kožená mit auf Europatournee genommen wurde, erregte 2021 ebenfalls großes Aufsehen. Unter anderem war das Werk, das vom Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Sir Simon Rattle zur Uraufführung gebracht worden war, beim Lucerne Festival, beim Musikfest Berlin sowie in Antwerpen, Luxemburg, Dortmund und Bukarest zu hören. Das Cellokonzert Illusorische Teile des Mechanismus wurde im gleichen Jahr von Jean-Guihen Queyras mit dem Ensemble Resonanz unter der Leitung von Ondřej Adámek zur Uraufführung gebracht und war beim Festival Acht Brücken in Köln sowie an der Elbphilharmonie zu erleben. Als Teil eines neuen Zyklus mit Annäherungen an verschiedene Musikkulturen dirigierte Ondřej Adámek 2022 die Birmingham Contemporary Music Group mit dem neuen Werk Whence Comes the Voice?, das sich mit Qawwali Musik beschäftigt. Koreanischer Pansori Gesang stand im Zentrum von Let me tell you a story, das 2023 vom Ensemble Modern unter Tito Ceccherini beim Tongyeong International Music Festival aus der Taufe gehoben wurde, wo Ondřej Adámek als Artist-in-residence auch mit weiteren Werken vertreten war. Eine weitere Residency führte ihn 2024 zum Avanti! Festival nach Finnland.
Stets auf der Suche nach Klängen, die über den herkömmlichen Orchesterapparats hinausgehen, entwickelte Ondřej Adámek in jahrelanger experimenteller Arbeit das installative Musikinstrument Airmachine. Die mechanische Apparatur mit Gummihandschuhen, Hupen, Schläuchen und allerlei Ventilen war für das Werk Körper und Seele entstanden, das 2014 mit dem SWR Vokalensemble und dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg unter François-Xavier Roth in Donaueschingen zur Uraufführung kam. Inzwischen führt die Airmachine ein musikalisches Eigenleben und kam, beständig weiterentwickelt, in weiteren Kompositionen zum Einsatz.
Ondřej Adámeks Werke wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der Prix de Bourges (IMEB, 2003), der Prix Métamorphoses (Belgien 2002, 2004), der Preis des Ungarischen Radios (2004), der Komponistenpreis der Brandenburger Biennale (2006), der Prix Hervé-Dugardin (SACEM, 2009), der Grand Prix Tansman (Lodz 2010), der Prix George Enesco (SACEM, 2011) sowie der Kom-positionspreis der Landeshauptstadt Stuttgart 2018. Als Stipendiat an der Villa Medici (2014/15) und der Villa Massimo (2022/23) hielt sich Ondřej Adámek in Rom auf. Die beim Label BR-KLASSIK er-schienene Aufnahme von Where are you? und Follow me mit Magdalena Kožená, Isabelle Faust sowie dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Peter Rundel und Sir Simon Rattle wurde 2022 mit dem renommierten Premio Abbiati del Disco ausgezeichnet. Seine Werke werden seit 2022 von Boosey & Hawkes verlegt
Saison 2024/2025
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Eine Liste der Werke von Ondřej Adámek finden Sie hier.
"Nietzsche mag Gott vor 140 Jahren für tot erklärt haben, aber die unergründlichen Wege des Allmächtigen lassen ihn offensichtlich nach wie vor auch in die Köpfe von Avantgarde-Komponisten wie Ondřej Adámek gelangen. Nach seinem neuen Liedzyklus Where are You? zu urteilen, denkt Adámek kaum über etwas anderes nach als die Frage nach der Existenz Gottes."
The Times, Richard Morrison, 17.9.21
„Adámeks Whence Comes the Voice? brachte europäische und indische, komponierte und traditionelle Musik in ein geschicktes Verhältnis zueinander. Das Stück, das vom Qawwali-Gesang inspiriert ist und eine vom Raga Todi abgeleitete Tonleiter verwendet, entfaltete sich über Tempi, die sich im Laufe der 20-minütigen Aufführung allmählich steigerten. Formal in sich geschlossen und sogar undurchschaubar, erhielt es durch die Gesangsbeiträge eine ganze Reihe von ausdrucksstarken Nuancen.“
Arcana, Richard Whitehouse, 4.9.2022
"Adámek kombiniert gern die treibende Rhythmik der minimal music mit experimentellen Mitteln wie stoßweisem Atmen oder Ins-Instrument-Hauchen, er greift auf Volksmusik-Patterns und Formeln zurück. Er meidet romantisches Pathos genauso wie esoterisch versponnene L`art-pour-l`art-Gespinste. So bleibt Adámeks Musik in jedem Moment verständlich und zielgerichtet, zumal er immer einen altmodisch humanistischen Kern in seiner Musik umkreist."
Süddeutsche Zeitung, Reinhard J. Brembeck, 7.3.21
„In den mehr als zehn Jahren seit der Komposition von Karakuri, hat sich Adámek an die Spitze der europäischen Neuen Musik gesetzt und mit diesem Stück eine fesselnde Absichtserklärung abgegeben. Es kanalisiert das gleichnamige mechanisierte japanische Puppenspiel in Richtung Musiktheater, in dem die Figur erst erdacht, dann allmählich zum Leben erweckt und verfeinert wird, um anschließend nach eigenem Gutdünken Verwüstung anzurichten.“
Ondřej Adámek: Kameny
Ensemble intercontemporain, George Benjamin
Ondřej Adámek: Karakuri Poupée Mécanique