Ryoko Aoki hat im Bereich des Noh-Theaters als weibliche Sängerin und Darstellerin eine einzigartige Position inne: Sie wirkt nicht nur bei Aufführungen traditionell männlichen Darstellern vorbehaltener Noh-Werke mit, sondern ist auch eine Pionierin künstlerischer Formen, die Utai – traditionelle Noh-Rezitation – mit zeitgenössischer Musik kombinieren. An die 60 Werke wurden bereits für sie geschrieben, unter anderem von Peter Eötvös, Toshio Hosokawa, Stefano Gervasoni, José María Sánchez-Verdú und Oliver Schneller.
Sie konzertierte mit Ensembles und Orchestern wie dem Royal Concertgebouw Orchestra, dem Orchester des Maggio Musicale Fiorentino, dem Orquesta y Coro Nacionales de España (OCNE), dem Ensemble intercontemporain, dem Ensemble Musikfabrik, dem Remix Ensemble, dem Münchner Kammerorchester, dem Arditti Quartet, dem Quatour Diotima und dem Hiroshima Symphony Orchestra.
In der Saison 2025/26 ist Ryoko Aoki wieder mit vielfältigen Projekten zu erleben. Im November kommt das von der japanischen Komponistin Misato Mochizuki eigens für sie komponierte Musiktheater Otemba in Utrecht, Breda, Rotterdam und Den Haag zur Wiederaufführung, nachdem es im Sommer in der Regie von Jan van den Berg beim Holland Festival seine erfolgreiche Premiere erlebt hatte. Schon zuvor startet Ryoko Aoki mit einer Uraufführung in die neue Spielzeit: Mit Noriko Koides neuer Komposition Junction debütiert sie beim Nagoya Philharmonic Orchestra. Das Musiktheater Secret Flowers – Contemporary Variations on Nō Theatre für Noh Performerin, Schauspielerin, Streichquartett und Perkussion mit Musik von Toshio Hosokawa, Noriko Baba und einer neuen Komposition von Juha T. Koskinen wird im April 2026 unter der Regie von Aleksi Barrière beim Festival für zeitgenössische Musik Tampere Biennale uraufgeführt.
2013 gab Ryoko Aoki ihr Debüt am Teatro Real Madrid in Wolfgang Rihms Oper Die Eroberung von Mexico in der Rolle der Malinche unter der Regie von Pierre Audi. Auf die Uraufführung von Noriko Babas „Nopera" AOI mit dem Ensemble 2e2m im Jahr 2016 in Paris folgten in der Saison 2017/18 zwei eigens für sie komponierte Werke: Federico Gardellas Two Souls am Teatro del Maggio Musicale Fiorentino sowie Toshio Hosokawas Futari Shizuka (The Maiden from the Sea) mit dem Ensemble intercontemporain an der Philharmonie de Paris und der Kölner Philharmonie mit Folgeaufführungen an der University of Toronto, beim TTIMF Festival in Tongyeong/Korea, mit dem Talea Ensemble in New York sowie beim Suntory Hall Summer Festival 2021. Die Uraufführung von Peter Eötvös' Secret kiss fand 2019 zusammen mit dem Gageego Ensemble im Konserthus Göteborg statt, gefolgt von Aufführungen im Tokyo Bunka Kaikan, in der Casa da Música Porto mit dem Remix Ensemble und im Auditorio Nacional Madrid mit dem Plural Ensemble. Mit dem Ensemble Musikfabrik war sie mit dem Werk in Berlin, Köln und Budapest zu erleben. Außerdem brachte sie 2022 im Auditorio Nacional Madrid Hazia la Luz von José María Sánchez-Verdú mit dem spanischen Nationalorchester und Chor (OCNE) zur Uraufführung. In der vergangenen Saison war Ryoko Aoki am Concertgebouw Amsterdam mit Arnold Schönbergs Pelleas und Melisande in einer Produktion unter der Regie von Pierre Audi zu erleben. Noriko Babas Nopera AOI wurde erstmalig in Lausanne aufgeführt, wo Ryoko Aoki auch eine Masterclass leitete. Die spanische Erstaufführung von Toshio Hosokawas Futari Shizuka fand am Palau de la Música de València statt.
Im Rahmen ihres Projekts NohxContemporary Music hat Ryoko Aoki eine Reihe neuer Werke für Noh-Stimme in Auftrag gegeben. Eine Aufnahme einiger dieser Kompositionen, darunter Peter Eötvös’ Harakiri, erschien 2014. Während der Covid-19-Pandemie wurde das Online-Konzert „HO NOH - Pray for an end to the Covid-19“ als Live-Stream auf ihrem YouTube-Kanal übertragen. 2021 veröffentlichte sie unter dem Titel Yoru no Kotoba eine Echtzeit-Fernaufnahme zwischen Tokio und Paris mit dem Cellisten des Ensemble intercontemporain, Éric-Maria Couturier. 2025 erschien bei Naxos eine CD mit Toshio Hosokawas Futari Shizuka, aufgenommen mit dem Residentie Orkest Den Haag unter der Leitung von Jun Märkl.
Ryoko Aoki erwarb einen BA und einen Master of Music an der Fakultät für Musik der Tokyo National University of Fine Arts and Music mit Schwerpunkt auf der Kanze-Schule des Noh-Theaters, bevor sie an der School of Oriental and African Studies der University of London mit einer Arbeit über Frauen und Noh promovierte. 2015 wurde sie von der Agentur für kulturelle Angelegenheiten der japanischen Regierung zur „Japan Cultural Envoy" ernannt, und sie erhielt 2019 den Creative Tradition Prize der Japan Arts Foundation.
Saison 2025/26
Wir bitten Sie, diese Biografie unverändert abzudrucken. Veränderungen sind nur nach Rücksprache mit dem Management gestattet.