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Karsten Witt, © Karim Khawatmi

Karsten Witt

Karsten Witt wuchs in Hamburg und Aachen auf und erhielt mit 9 Jahren in Aachen seinen ersten Geigenunterricht, den er später bei Elisabeth Hauptmann und Evelyn Distler in Hamburg sowie bei Abraham Comfort in Winterthur vertiefte. Als Geiger wirkte er in verschiedenen Jugendorchestern mit, darunter dem World Youth Symphony Orchestra in Interlochen/Michigan und – als Konzertmeister und Sprecher – im neu gegründeten Bundesjugendorchester. Nach dem Ausscheiden aus dem Bundesjugendorchester gründete er gemeinsam mit anderen ehemaligen Mitgliedern 1974 das Bundesstudentenorchester/Junge Deutsche Philharmonie (JDPh). Dabei ging es den jungen Musikerinnen und Musikern um die Verwirklichung des Modells eines Orchesters, in dem die Mitglieder selbst die künstlerische und wirtschaftliche Verantwortung tragen und in dem alle Formen von Ensemble-Spiel praktiziert sowie neue Aufführungs- und Vermittlungsformen erprobt werden. Trotz der großen Fluktuation seiner Mitglieder hat sich dieses selbstverwaltete Orchester bis heute erfolgreich weiterentwickelt.

Karsten Witt studierte neben Mathematik und Linguistik bei Kuno Lorenz in Hamburg und bei Friedrich Kambartel in Konstanz Philosophie, und war an der Universität Konstanz auch als Wissenschaftliche Hilfskraft bei Albrecht Wellmer, als Fachschafts-Vertreter und im Großen Senat aktiv. Nach Abschluss seines Studiums mit einer wissenschaftstheoretischen Magister-Arbeit (Handlungstheorie und Entwicklungslogik) konzentrierte er sich ganz auf die Weiterentwicklung der JDPh und wurde 1979 dessen hauptamtlicher Geschäftsführer. Mit dem wachsenden Büro, zunächst in Freiburg und ab 1984 in Frankfurt, verstand er sich als Dienstleister für die Initiativen der Musiker (zu denen diese manchmal bewegt werden möchten).

Aus den Reihen des Orchesters wurden 1980 das Ensemble Modern (EM) und das Kammerorchester der JDPh gegründet, die ab 1983 – im Rahmen des Projekts Opus Anton Webern – unabhängig vom großen Orchester arbeiteten. In dieser Zeit führten die Ensembles der JDPh jährlich bis zu 600 Projekttage und 150 Konzerte in der ganzen Welt durch. 1985 zogen die Mitglieder des EM als professionelles Ensemble nach Frankfurt. 1987 folgte das Kammerorchester, nun unter dem Namen Deutsche Kammerphilharmonie (DKPh). Beide Orchester wurden in diesem Jahr als selbständige Gesellschaften bürgerlichen Rechts, in der die Mitglieder neben der künstlerischen Verantwortung auch das ökonomische Risiko tragen, neu gegründet. Gleichzeitig erfolgte die Gründung der Deutschen Ensemble Akademie e.V. als gemeinsamen Fördervereins aller drei Orchester. Karsten Witt gab die Geschäftsführung der JDPh 1987, die der DKPh 1989 und schließlich die des EM und der DEA 1991 ab. Nach dem von ihm geplanten Umbau einer von der Stadt Frankfurt angemieteten alten Schuhfabrik, fanden dort sämtliche Ensembles im Herbst 1990 eine neue Heimat.

1990 wurde Karsten Witt als Nachfolger von Hans Landesmann und Alexander Pereira zum Generalsekretär der Wiener Konzerthausgesellschaft gewählt. Er trat dieses Amt, in dem alle Leitungsfunktionen des privaten Hauses vereint waren, im Sommer 1991 an. Zu seinen ersten Initiativen gehörte das Gründungstreffen der European Concert Halls Organisation ECHO. In seiner ersten Saison erhielt das Abonnementprogramm des Konzerthauses eine neue Struktur. Im Frühjahr 1992 startete das Avantgarde-Musik-Festival Hörgänge und das Wiener Frühlingsfestival, das – nach der Öffnung der Grenzen kurz zuvor – der Zusammenarbeit mit den osteuropäischen Nachbarn gewidmet war. 1994 folgte das Alte-Musik-Festival Resonanzen und 1995 das Festival Film&Musik. Das Festival Wien modern wurde unter seiner Leitung zunehmend thematisch ausgerichtet. 1993 initiierte er das landesweite musikpädagogische Projekt Klangnetze. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit war die Planung des Umbaus des Wiener Konzerthauses, der von seinem Nachfolger Christoph Lieben im Rahmen einer mehrjährigen Generalsanierung umgesetzt wurde.

1996 wechselte Karsten Witt als Präsident der Deutschen Grammophon Gesellschaft nach Hamburg. Das Unternehmen wurden unter seiner Leitung erfolgreich umstrukturiert. Er verantwortete u.a. den Start der Serie 20/21, die Veröffentlichung der Beethoven-Gesamtausgabe und Ausrichtung der Feiern zum 100jährigen Firmenjubiläum 1998. Von 1999 bis 2002 war er Chief Executive des Southbank Centre (Royal Festival Hall, Queen Elisabeth Hall, Purcell Room und Hayward Gallery) in London. Der vorgesehene Masterplan für die South Bank, der u.a. einen neuen Konzertsaal zwischen der Royal Festival Hall und dem London Eye vorsah, scheiterte am Widerstand der Politik. Dagegen wurde der unter ihm entwickelte Renovierungsplan für die Royal Festival Hall erfolgreich umgesetzt. In seine Zeit fällt auch die vielbeachtete Feier zum 50jährigen Jubiläum der Royal Festival Hall 2001.

Nachdem Karsten Witt sich 2002 selbständig gemacht hatte, führte er zunächst einige Projekte in Zusammenarbeit mit Shaksfin Asia in Singapur durch, darunter das erste Festival für zeitgenössische Musik in Taipeh, das wegen der SARS-Pandemie von April 2003 auf Januar 2004 verschoben wurde. 2004 gründete er schließlich, gemeinsam mit seiner Frau, Marie-Annick Le Blanc, seine eigene Firma Karsten Witt Musik Management GmbH in Berlin, die nicht nur als Projekt- und Künstlermanagement, sondern auch als Berater in allen Bereichen des Musik-Managements fungiert.

Neben seiner Berufs- und Beratungstätigkeit hat Karsten Witt auch immer wieder unterrichtet, so:

  • 1995 und 1996 am Institut für Kulturmanagement der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien
  • 2004/05 im Studiengang Executive Master of Arts Administration an der Universität Zürich
  • 2008 als Gastprofessor für Kulturmanagement an der Tokyo University
  • 2019 und 2020 an der Accademia Teatro alla Scala in Mailand

Darüber hinaus hat er ehrenamtlich u.a. folgende Aufgaben wahrgenommen:

  • 1986-1990 Geschäftsführer der Gesellschaft für Neue Musik (deutsche Sektion der IGNM)
  • 1999-2020 Vorstandsmitglied der Deutschen Ensemble Akademie e.V.
  • 2000 bis 2002 Governor der Guildhall School of Music and Drama in London
  • 2002-2013 Direktionsmitglied der Wiener Konzerthaus-Gesellschaft
  • 2006 bis 2009 Vorstandsmitglied der International Artist Managers' Association (IAMA)
  • 2009 Gründer und Geschäftsführer von CLSX.de – Partner für Musik gUG zur Veranstaltung von Konzerten in Berlin u.a.
  • 2018 Gründer und Vorsitzender der Internationalen Beethoven Akademie e.V. in Berlin