„Ohne Streichquartett könnte ich nicht leben“, sagt Ilya Gringolts – und deshalb lebt das Gringolts Quartett. Mit 15 bis 20 Konzerten im Jahr nimmt es inzwischen einen beträchtlichen Teil der musikalischen Agenda des Geigers ein. Im August 2014 sind die vier Streicher bei den Salzburger Festspielen und beim Menuhin Festival Gstaad zu Gast.
„Mir war es nicht genug, nur solo und gelegentlich Kammermusik zu spielen“, erklärt Ilya Gringolts. Seine Liebe zum riesigen Repertoire für Streichquartett teilt er mit seiner Frau, der Geigerin Anahit Kurtikyan, mit der er das Ensemble 2008 zusammenstellte. „Das Repertoire ist unglaublich vielfältig, und nur mit den Haydn-Quartetten könnte man sich ein Leben lang beschäftigen. Wir tun es aber nicht, sondern versuchen, so viele verschiedene Werke wie möglich zu spielen, auch zeitgenössische.“
In Salzburg gibt das Geigerehepaar gemeinsam mit der Bratscherin Silvia Simionescu und dem Cellisten Claudius Herrmann das 2012 entstandene Streichquartett von Marc-André Dalbavie und flankiert damit die Uraufführung von dessen Oper Charlotte Salomon. Daneben steht Ravels einziges Streichquartett auf dem Programm – und die Urfassung der Metamorphosen von Strauss.
Eine Einspielung des Septetts, besser bekannt in der Fassung für 23 Solostreicher, wurde 2013 mit einem ECHO Klassik als beste Kammermusik-Aufnahme des Jahres ausgezeichnet. Auf der preisgekrönten CD stellten das Gringolts Quartett und der Cellist David Geringas den Metamorphosen das fast zeitgleich entstandene Streichquintett des von den Nationalsozialisten verfolgten Komponisten Walter Braunfels gegenüber. „Eine CD, die zu tiefem Hineintauchen nicht nur einlädt, sondern beinahe zwingt“, urteilte das Rondo-Magazin.
Begeistert hatte schon die erste CD des Ensembles mit Kammermusik von Robert Schumann, die der KulturSpiegel als „von den Violinsonaten bis zum Klavierquintett mitreißend gut getroffen“ befand. Der Pianist Peter Laul ergänzte das Quartett bei dieser Aufnahme ebenso wie auf der jüngst bei Orchid Classics erschienenen CD mit den drei Streichquartetten und dem Klavierquintett von Johannes Brahms. Letzteres führen die Musiker in Gstaad mit Leon Fleisher am Klavier auf.
„In einem Streichquartett entsteht wirkliche Freundschaft durch Musik“, erklärt Ilya Gringolts die Dynamik der gemeinsamen Arbeit. Die ersten drei Mosaiksteine der Diskographie zeigen, dass diese Freundschaften auch hochklassige Kammermusikpartner mit einbeziehen. Und den vier Mitglieder des Quartetts selbst erlaubt ihre Freundschaft, eine auf einen großen Zeitraum angelegte künstlerische Vision zu verfolgen. Stück für Stück wollen sich die Musiker das wunderbare Repertoire erarbeiten und gleichzeitig mit Uraufführungen Neuland betreten. „Unter diesen Bedingungen gehen wir davon aus, dass wir eine langjährige Geschichte schreiben.“
Nina Rohlfs, 07/2014