Als große Choroper konzipierte Ondřej Adámek gemeinsam mit der Librettistin und Regisseurin Katharina Schmitt sein neues Werk INES als "Musiktheaterstück am Ende des Anthropozäns", das den Orpheus-Mythos aufgreift und in eine postapokalyptische Welt versetzt.
Der Name der Oper ist der internationalen Bewertungsskala für nukleare und radiologische Ereignisse (International Nuclear and Radiological Event Scale) entlehnt, mit der Störfälle und Unfälle in Atomkraftwerken klassifiziert werden. INES spielt in einer Welt nach der Atomkatastrophe, in der sich alle menschlichen Stimmen durch den Unfall verändern. Das Werk ist die zweite Zusammenarbeit von Ondřej Adámek und Katharina Schmitt nach dem 2018 mit großem Erfolg auf der Münchener Biennale uraufgeführten Musiktheater Alles klappt für sechs Sänger:innen und zwei Schlagzeuger:innen.
Ondřej Adámek leitet sein Werk in insgesamt sechs Aufführungen mit dem Gürzenich Orchester und dem Chor der Oper Köln. Seine Versiertheit als Dirigent hat er vielfach bewiesen; neben seinem eigenen Ensemble NESEVEN leitete er unter anderem das Ensemble Musikfabrik, das Ensemble Modern und das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin.
"Ondřej Adámek dirigiert seine polystilistische Partitur, die vom Jazz über Folklore bis zu allen möglichen zeitgenössischen Figuren wie Mustern reicht mit allergrößter Souveränität", urteilte Manuel Brug (Die Welt) nach der Uraufführung. Die Kölnische Rundschau schließt sich dem Lob an und betont das "groovige Dirigat" von Ondřej Adámek: "Kreischende Glissandi der Streicher und ihre fahlen Flageoletts malen Tonfarben, die nichts beschönigen. Ein Wispern und Babbeln von Beginn an vermittelt eine Unruhe, die sich auf das Publikum überträgt. Das alles ist keine leichte Kost. Aber die haben Adámek und Schmitt (...) auch nicht beabsichtigt. Sich des Themas anzunehmen, ist mutig." Für die Neue Musikzeitung rezensierte Rainer Nonnenmacher die Oper ebenso positiv und kommt zu dem Schluss: "Wo Tragödie versagt, hilft Groteske."