In der Jurybegründung heißt es: „SCHMUTZ von Ying Wang ist ein Werk der Extreme, der Eruptionen und Zusammenbrüche, des Jubels wie auch der Stille. Die Solovioline wälzt Materialberge vor sich her, verliert sich in der allgegenwärtigen Masse an Klang, Geräusch und Informationen ebenso wie in Momenten der Einsamkeit. SCHMUTZ ist zwar ein Kammerkonzert, aber oft von orchestraler Weite, manchmal auch ein heimliches Doppelkonzert mit E‐Gitarre. Sehr überzeugend vermitteln sich in dieser Musik die Sehnsucht nach Befreiung und zugleich die Notwendigkeit einer Reinigung.“
Ying Wang selbst schreibt zu ihrem Werk: "Ich bin in Gefahr zu ersticken. Wegen dieser kleinen, alltäglichen Unachtsamkeit. Durch die ignorante und selbstgefällige Entsorgung. Ich laufe Gefahr, von den Breitspurlautsprechern zum Schweigen gebracht zu werden. Plastik im Meer, Öl in den Federn, Lärm im Ohr, Gift im Essen, Gestank in der Luft, Angst in den Gedanken. Dieses Netz von Belastungen, das jede:r Einzelne angelegt hat, breitet sich immer weiter aus. Meine Musik erzählt von dieser Pein."
Die ausgezeichneten Kompositionen, zu denen neben SCHMUTZ auch Werke von Georgia Koumará und Elnaz Seyedi gehören, werden im Rahmen der Preisverleihung beim ECLAT Festival Neue Musik Stuttgart im Februar 2026 aufgeführt.
Die Reihe der prämierten Werke des seit 1955 vergebenen Förderpreises der Landeshauptstadt Stuttgart spiegelt die stilistische Entwicklung der Neuen Musik in Deutschland seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wider. Für den 70. Kompositionspreis 2025 hatten 112 Teilnehmende insgesamt 209 Werke eingereicht.
Parallel zur Nachricht von der Auszeichnung musste Ying Wang leider auch eine weniger erfreuliche Mitteilung zur Kenntnis nehmen: Einen dreimonatigen Aufenthalt als Stipendiatin an der Villa Aurora in Los Angeles kann sie aufgrund der verheerenden Brandkatastrophe vorerst nicht antreten.
Kompositionspreis der Landeshauptstadt Stuttgart