Das Deutsche Nationaltheater Weimar zeigt Mieczysław Weinbergs Oper Die Passagierin in einer von Jossi Wieler und Sergio Morabito inszenierten Neuproduktion, die unter der musikalischen Leitung von Roland Kluttig am 5. April ihre höchst erfolgreiche Premiere feierte. Direkt im Anschluss sprachen wir mit dem Dirigenten über seine besondere Beziehung zu sowjetischer Musik und über die Bedeutung der Oper für die Erinnerung an die Naziverbrechen.

Ein passenderes Werk hätte man wohl kaum finden können als zentrale Aufführung der umfangreichen Themenwoche „Ressource Erinnerung" anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald. Denn in Weinbergs 1968 vollendeter Oper, mit der sich der Komponist gegen die Verdrängung des Holocaust sowohl in Deutschland als auch in der Sowjetunion stemmte, ist die Erinnerung in einer doppelten Perspektive präsent. Im Mittelpunkt steht Martha, eine junge Polin, Überlebende des Frauenkonzentrationslagers Auschwitz-Birkenau. 1960 begegnet sie auf einem Ozeankreuzer ihrer einstigen Peinigerin, der KZ-Aufseherin Anna-Lisa Franz. Die Oper konfrontiert die geschönten und unvollständigen Bekenntnisse „Lieschens" mit der von den Häftlingen erlittenen, unfassbaren Gewalt.

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