Herzlichen Glückwunsch an Toshio Hosokawa! Wie die BBVA Foundation bei einer Pressekonferenz im März mitteilte, ist Preisträger des BBVA Foundation Frontiers of Knowledge Award im Bereich Musik und Oper.
In der Jurybegründung heißt es zu Toshio Hosokawas Werk: "Seine Fähigkeit, eine Vielzahl von Elementen der japanischen Tradition zu verweben, von Gagaku (Musik des japanischen Kaiserhofs) oder Nō-Theater bis hin zur Einbeziehung grundlegender Instrumente der japanischen Kultur wie der Sakuhachi, der Shō, der Koto und der Shamisen, hat es ihm ermöglicht, Meilensteine der zeitgenössischen Musik zu schreiben, wie seine Opern Hanjo (2004), die an die rituellen Gesänge des alten Japans erinnert, und Matsukaze (2011), die eine zurückhaltende, aber ausdrucksstarke Lyrik aufweist."
Diese Synthese zwischen Ost und West ist für die Präsidentin der Jury, Gabriela Ortiz, eine der herausragenden Eigenschaften, die ihn dieser Auszeichnung würdig machen. Die Komponistin und Professorin für Komposition an der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko betonte außerdem, dass Hosokawa „diese Kombination auf eine persönliche Weise erreicht hat, mit einer eigenen Stimme, die diese beiden Kulturen mit überraschender Meisterschaft verschmilzt. Aus formaler Sicht wird die Stille in seiner Musik zu einem strukturellen Element, sie ist Teil seines musikalischen Denkens. Sie ist ein Element der Reflexion, weil sie in der asiatischen Kultur zu finden ist“.
Toshio Hosokawa hat den Preis am 19. Juni im Rahmen einer feierlichen Zeremonie in Bilbao erhalten. In seiner Dankesrede reflektierte er, wie er mit seiner Musik das „riesige, endlose ‚Meer der Klänge‘, das tief im Herzen des Menschen liegt“, zu beschwören versucht. In seinem kreativen Prozess sehe er sich als Bindeglied zwischen Natur und Klang: "Aus den Schwingungen dieses Meeres werden Worte und Musik geboren. Dieses Meer mag das sein, was die Tiefenpsychologie als ‚kollektives Unbewusstes‘ bezeichnet oder was der Buddhismus das ‚Alaya-Bewusstsein‘ nennt. Meine Komposition ist der Prozess des Zuhörens auf die Schwingungen, die daraus entstehen, und der Transkription dieser Schwingungen auf Notenblätter. Nicht mein Ego komponiert, sondern ich werde zu einem Medium, das der Stimme des Meeres lauscht". Lesen Sie hier die vollständige Rede auf Japanisch und Englisch.
Schon am Vorabend erklang bei einem Galakonzert sein Violinkonzert Genesis, interpretiert von Akiko Suwanai gemeinsam mit dem Basque National Orchestra unter der Leitung von Fabián Panisello. Für den Dirigenten war es das Debüt mit dem Orchester, das unter seiner Leitung außerdem Werke von Bach (Transkr. Webern) und Walton zu Gehör brachte.
Die BBVA Foundation Frontiers of Knowledge Awards werden seit 2008 von der Stiftung der Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA) vergeben und sind mit jeweils 400.000 Euro dotiert. Die Preisvergaben erfolgen in acht Kategorien, darunter Grundlagenforschung, Biologie und Biomedizin sowie Informatik und Kommunikationstechnik.
Zu den bisherigen Preisträgerinnen und Preisträgern in der Kategorie Musik und Oper zählen unter anderem Helmut Lachenmann, Pierre Boulez, Steve Reich, Sofia Gubaidulina und George Benjamin.